Mittwoch, 25. Oktober 2006
Heimat
Fast jeden Morgen begegnet Frau Stella ihnen:
Dem anzuggepflegten Mann mittleren Alters auf dem Weg zur U-bahn, der sich gedankenversunken, an der Ampel stehend, mit einem Elektrorasierer die letzten Stoppeln vom Kinn holt.
Der plumpen Frau, die ihren mit lila Punkten besprühten, weissen Terrier gassiführt und dabei leicht irre in die Gegend lächelt.
Dem abgewrackten Altrocker, mit Tattos bis unters Kinn und voller Bikermontur, der täglich Einkaufstaschen tragend seiner Frau Mama hinterherdackelt.
An manchen Tagen, da nimmt Frau Stella sie kaum wahr, zu beschäfftigt ist sie mit sich und ihrer kleinen Welt.
An anderen verschaffen diese Menschen ihr ein diffusses Unbehagen, aufgrund ihrer Schrägheit, ihrem leichten Verrücktsein. Es ängstigt sie.

Aber heute, ja heute könnte Frau Stella ihnen um den Hals fallen, denn heute geben sie Frau Stella ein Gefühl von Heimat.

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