Punkt 0:00 Uhr hat das Handy gebimmelt und Frau Stella mitgeteilt, dass sie morgen Geburtstag hat.
Frau Stella hatte das doch glatt vergessen.
Ein schlaues Kerlchen ihr Handy.

Frau Stella hat keine Ahnung vom Schminken.
Sie schminkt sich eigentlich nie, wenn man einmal davon absieht, dass sie ab und zu ihre genüsslich aufgekratzten Pickel unter einem Abdeckstift verschwinden lässt. Nun ja, auf ihrem Fest sollen alle festlich ge- oder verkleidet erscheinen und dazu gehört irgendwie auch sich zu schminken.
Frau Stella hat sich also ihre persönliche Schminkberaterin ins Haus geholt und geübt.
Zuerst kam die Frage auf, welches Kleid Frau Stella nun an ihrem grossen Abend tragen werde. Nun ja , das war eine schwierige Frage, denn Frau Stella hat sich in den Kopf gesetzt, vier verschiedene, extrem unterschiedliche Kleider tragen zu wollen, an diesem Abend. Ihre Beraterin stöhnte leicht.
Also musste ein Universal make up her.
Die freundliche Schminkberaterin kramte in ihren Utensilien und zog verschiedene Döschen, Tuben und Lippenstifte heraus.
Nun ging es ans Probieren. Lidschatten in den verschiedensten Farben und Konsistenzen wurden aufgetragen und wieder abgewischt, bis Frau Stellas Augen vor lauter Reiberei rot anschwollen und sie durch die tränenden Augen keine Farben mehr erkennen konnte. Dass die Haut auf den Augenlidern so empfindlich ist, hätte sie nicht gedacht, aber da muss sie nun durch.
Schliesslich einigten sich die Frauen auf eine Pallette verschiedener Lidschatten, Lippenstifte und Wimperntusche, mit denen sie in den nächsten Tagen noch ein wenig herum experimentieren solle, damit sie sich am grossen Tag auch mit ihrem Make up wohlfühle.
Gleich, nachdem Frau Stella ihr kleines Monster erfolgreich in die hoffentlich schönen Träume geschickt hat, legte sie los:
Leicht glitzenden Lidschatten auftragen... und dann das Gesicht wieder matt abpudern müssen, weil sich die Glitzerteilchen über das gesamte Gesicht verteilt haben.
Wimperntuschen... eine höllenschwere Aufgabe, da sich die Farbe auf den Wimpern, ehe man sich versieht, als Zeprastreifen auf den Lidern wiederfindet und man somit den ganzen Schminkprozess von vorne beginnen muss.
Lippenschminken... Wo hören die eigentlich auf die Lippen?
Nach einigem rauf und runter, war sie dann fertig mit ihren ersten Make up.
Also schnell die Kamera gezückt und ein Foto ins Blog.



Frau Stella ist ganz zufrieden, so für das erste Mal...

Ein kurzer, sehr schriller Pfiff und der Druck verschwand aus Frau Stellas Innerem.
Betretenes Schweigen in der Runde. Es sass.
Und langsam, ganz langsam setzten sich die Zahnräder ihrer Denkmaschine wieder in Bewegung und fügten sich, eines ins andere, so wie es sein sollte.

Für heute hat sich Frau Stella einen Wellnesstag verordnet mit Ausschlafen, Massage, Friseur und einem Gang zu Zweitausendeins, um einen fünfzig-Euro-Gutschein auf den Kopf zu hauen.

Das hat sie sich verdient.

Heute ist Frau Stella gebeutelt von der Gleichzeitigkeit
aller Gefühle, die ein Mensch nur fühlen kann.
Chaos tief drinnen, wie eine Überdosis Koffein, sehr unangenehm. Kaum auszuhalten und doch nicht zu ändern. Die Zahnräder ihrer Denkmaschine zucken taktlos vor und zurück. Ein Sabotageakt? Nichts geht mehr, nicht vor und nicht zurück. Die Mechanik läuft heiss, Rauchschwaden vernebeln den Blick und die Temperatur im Innenraum steigt bedenklich an.
Vielleicht wird Frau Stella platzen, wenn der Druck zu stark geworden ist, wenn sie keinen Ausweg findet, aus diesem explosiven Gefühlsgemisch.
Vielleicht sollte sie platzen, endlich mal.

Langsam wird Frau Stella nervös, rückt doch der grosse Tag immer näher, der Tag an dem die Waage kippen wird. Der Tag, der einem noch kurz in einer ungewissen Schwebe hält, bis die Waagschale dann unbarmherzig auf die andere Seite klappt.
Frau Stella ist so aufgeregt, als hätte sie bald ihren Abschlussball, ihre Initiation in die Welt der Erwachsenen. Frau Stella will ihn feiern, gross feiern, sehr gross feiern, so gross, wie Frau Stella noch nie gefeiert hat, ihn, den Tag der grossen Kippe. Denn danach geht es bergab, langsam, unmerklich fast, aber sicher. Frau Stella wird vergehen. Irgendwann.
Aber bis dahin will sie leben, lieben und geniessen, was das Zeug hält.
Für den grossen Tag hat Frau Stella mit ein paar Freunden einen Raum gemietet. Siebzig bis hundert Menschen werden erwartet. Alle festlich (ver)kleidet. Mit Glück wird auch Kulturelles zum Besten gegeben. Und dann, dann wird gefeiert, gelacht und gesoffen.
Frau Stella freut sich wie ein kleines Kind.
Und dabei wird sie bald vierzig.

Gibt es eigentlich eine Möglichkeit Audioaufnahmen in seinen Blog zu stellen?
Wenn ja, was muss man dafür machen oder besorgen?

Ich glaube, da hat Frau Stella eben eine Referrernachricht bekommen, mit der wunderbaren Anfrage:
Search request Frau Stella ich fress dich
Frau Stella ist gerührt.
Danke

So, meine geliebten Sommerröcke, nun gehts ins
Winterquartier. Schlaft schön. Ich werde euch vermissen.

Angeregt durch Herrn Kid hat Frau Stella versucht sich mal selber ein paar Referrernachrichten zu googlen webben.
Sie schrieb: Frau Stella liebt Monster.
Nicht sehr einfallsreich und auch nicht besonders witzig, nun ja, aber immerhin mit Wörtern versehen, die garantiert in ihrem Blog auftauchen.
Keine Frau Stella weit und breit und natürlich auch kein Referrer, aber dafür recht absurde Textzusammenstellungen zum Beispiel:

Liebt Monster Frau Stella

...Sie sagt, sie liebt ihn noch.Da ist man...es das graue langhaarige Monster auch, dann hat der...Fellosophie. Frau- Mutti. Gedankenchaos.Gedankensprung.Gedankenwelt.
Stella - Gewortblickt...

oder

Frau Monster liebt Stella

...Frau in der Londoner Gesellschaft arbeitet für ihren Lebensunterhalt. Sie lernt das "Monster...zum Zweck.Er liebt sie aufrichtig und... zickige, leicht störrische Stella hatte es da...

oder auch

Frau Stella liebt Monster

...Stanley Kowalski mit seiner Frau Stella. Stanley neigt zu.... unverhohlener Hingabe. Sie liebt diesen Mann, weil er..Generation brutal niederknüppelnde Monster zeigten; auch wenn, gerade...


Und mit so einem Quatsch kann Frau Stella ganze Abende verdaddeln, anstatt sich um die wirklich wichtigen Dinge des Lebens zu kümmern.

Frau Stella ist erleichtert, alle sind wieder da....
und sie dankt allen namenlosen Helden, die im Hintergrund gewirbelt haben, um unser schönes kleines Bloggersdorf aus den unendlichen Weiten der
Datenströme wieder an die Oberfläche unserer Bildschirme zu zaubern.

Danke