Heute bestand das Monster beharrlich darauf in Frau Stellas Bett einschlafen zu dürfen. Vermutlich ist ihm ein wenig flau geworden im Magen so allein auf hoher See.
Frau Stella möchte ihm ein Fels in der Brandung sein.
Und wenn nicht für immer, so doch heute Nacht.

Hoffentlich werde ich nicht weinen morgen...

Da Frau Stella sich unbedingt beweisen wollte, dass sie doch schreiben kann, obwohl nicht klar ist ob sie jemals eingeschult wurde, hat sie sich den Graphologischen Test zunutze gemacht, den sie bei Frau Diagonale entdeckt hat.

Die Deutung der Handschrift brachte folgendes Ergebnis:

Frau Stella ist selbstbewusst und bereit,
ihre Stärken auch anderen zu zeigen.
Sie ist locker und großzügig.

Frau Stella ist ein impulsiver, unsteter, vielseitiger und unkonventioneller Typ.
Es fällt ihr nicht leicht, sich anzupassen.

Frau Stella ist bescheiden, zurückhaltend
und oft etwas eigenbrödlerisch und selbstkritisch.

Sie ist sinnlich, warmherzig, gemütlich und phantasievoll.
Im Großen und Ganzen wirkt sie gelassen bis uninteressiert,
wenn sie aber von einer Sache überzeugt ist, überrascht sie
ihre Umwelt durch ihr überschwängliches und begeisterungsfähiges Auftreten.

Frau Stella ist ein vernunftgesteuerter Mensch.
Sie versucht, ihre Gefühle zu verbergen und sich bei Entscheidungen nur vom Verstand leiten zu lassen.

Sie versucht, die eigene Meinung durchzusetzen.
Wenn sie etwas besser weiß als andere, muss sie es ihnen auch unbedingt mitteilen.

Frau Stella ist sehr stark um Gerechtigkeit bemüht.
Sie versucht stets, sich für andere einzusetzen.

Frau Stella ist ein impulsiver und phantasievoller Idealist.


Naja, ein bisschen konfuss diese Frau Stella, vermutlich aber ganz liebenswert.

Soll ich mal was verraten, ich schreibe diesen Quatsch ja nur um mich abzulenken, ich bin ja soooo nervös. Ach, wenn ich nur so seelenruhig schlafen könnte, wie das Monster und dabei ist es doch seine Einschulung und nicht meine Einschulung. Oder doch?

Viele Mitglieder von Frau Stellas Familie kamen, wie diese Fotos eindeutig belegen, in den Genuss von Schulbildung.
Aber es konnte, trotz langjähriger intensiver Forschungsarbeit in den familiären Fotoarchiven, immer noch nicht zweifelsfrei bewiesen werden, ob Frau Stella jemals eingeschult wurde.

Notiz an Frau Stella:
Morgen Fotoapparat vor Aufregung nicht vergessen!

Lange Zeit traute sich Frau Stella nicht von Monsters neuem Haustier zu erzählen. Man will ja nicht immer von Katastrophen oder Tod berichten und seit des Monsters letztes Haustier sich in sein eigenes Grab gesponnen hat und nie wieder daraus auferstand, ist Frau Stella vorsichtig.





Doch mit Raupi ist alles anders. Raupi wächst und gedeiht und befindet sich in einer ständigen Metamorphose. (Von maigrün in tarnbraun, Größe verdoppelt, Höcker bekommen....) Und all das ohne Spuren von Anstrengung zu hinterlassen, wenn man mal von dem Kahlfraß und den schwarzen Kackkügelchen absieht.
Raupi wirkt immer vergnügt, munter und gesund.
Frau Stellas Neugierde wächst von Tag zu Tag, was sich wohl hinter diesem Raupentier für ein Schmetterling verbirgt.
Diese fantastische Entwicklung der Raupe läßt das Monster erstaunlich kalt. Aber wen wunderts, ist doch das Monster selbst eine Raupe, ständig im Wandel ohne zu wissen, was es wird, verpuppt es sich und....
... wird ein Schulkind.

Fragt ein Passant auf der Straße Frau Stella und ihr Monster, vermutlich weil sie so kompetent aussehen, im Vorübergehen:" Welche Farbe hat Hustensaft? Eher grün oder eher rot?" "Gelb" sagt Frau Stella.

Frau Stella und das Monster steigen aus der U-Bahn, da ertönt ein grelles "oh nein, oh, nein!" einer älteren Dame. Alle Menschen in der Station drehen sich dem Geräusch zu.
Die Frau blickt hilflos in den Schacht zwischen Bahnsteig und Zug und gestikuliert wild. Eine andere Frau zieht die Notbremse. Es blinkt dramatisch.

Der ebenfalls alte Hund der alten Dame steht verdattert in dem Schacht und rührt sich nicht. Er ist beim Aussteigen in den Zwischenraum gefallen.

Ein paar Männer legen sich auf den Boden, um sich zu dem Hund zu quetschen.
Nach kurzer Zeit hat einer der Männer das Halsband des Hundes erwischt und zieht diesen daran hoch.
Alle in der Station applaudieren erleichtert.
Frau Stella ist den Tränen nahe, so bewegt ist sie.

Arbeiten. Juhuuuu.

Er ruckelt, stockt, keift und zetert dieser Tag und Frau Stella wünscht sich zur Zeit nichts lieber, als das dieser möglichst bald ein Ende hat.
Ist das nicht total bescheuert?

Aber erzählen sie das mal Frau Stella.

Nachtrag:
Hätte Frau Stella mal einen Blick in ihren Kalender geworfen, wäre ihr sicher einiges klarer geworden.

wie eine Freundin so schön sagte:
VOLLKORNBROT FÜR DIE OHREN.

und nun trockenrubbeln und ab in die Federn...