" Du Mama, ich glaube ich habe einen Herzempfang!"

"Mama, was für einen Gewinn würdest du nehmen wollen?" fragt das Monster und zeigt auf die Playmoritter, die mit Lanze und Pferd zu einem Turnier antreten. Zu gewinnen gibt es als Hauptgewinn zwei große Edelsteine. Der Trostpreis ist ein Salamander.
"Die Edelsteine!" sagt Frau Stella, was sie aber sehr zögernd sagt, denn vermutlich ist es wieder einmal nicht richtig.
"Also, ich würde ja verlieren!" sagt das Monster und seine Stimme bekommt dabei einen weisen, wissenden Unterton," denn etwas Lebendiges ist immer wertvoller und wichtiger!"
"Aha, stimmt da hast du recht"
"Weißt du was, Mama, ich glaube, ich würde doch lieber gewinnen wollen, denn dann kann man sich von dem einen Edelstein einen Salamander kaufen und hat dann noch einen Edelstein übrig!"

Heute hat das Monster sein erstes Zeugnis bekommen...eine Kopie, die es morgen von Frau Stella unterschrieben gegen das Echte eintauschen soll.
Es ist ein "Laberzeugnis ohne Noten" mit wirklich viel, viel Text.
Und das Monster will natürlich wissen, was darin steht.
Frau Stella liest also das Zeugnis, dass sich mit den Worten" liebes Monster" direkt an dasselbe wendet, vor.
Neben ein paar netten Aussagen steht da, dass das Monster morgens nicht in den Schulalltag findet, sondern lieber mit den Schulfreunden spielt, dass er häufig mal in Konflikte mit Schulkameraden verwickelt ist und dabei oft nicht erkennt, was seine eigenen Anteile bei dem Streit sind und einiges unangenehmes mehr.

"Alles Lüge" protestiert das Monster und ist sichtlich beleidigt. "Die Lehrerin meinte doch es sei ein gutes Zeugnis..."
"Weißt du, liebes Monster, Kritik ist nicht unbedingt schlecht, es kann auch eine Hilfe..." versucht Frau Stella, aber sie kommt nicht weit, denn das Monster hat eine rettende Erklärung:" Ich weiß, heute ist es ja nur das falsche Zeugnis, das Gute kommt ja erst morgen!"

Zum Glück war der weitere Text dann doch überwiegend positiv und das Monster einigermassen besänftigt, aber aufgewühlt und ein wenig verstört war das Monster danach dennoch.

Ganz abgesehen von der Frage, ob Zeugnisse an sich gut sind, fragt sich Frau Stella nun, ob "Laberzeugnisse" wirklich kinderfreundlicher sind als Noten.

"Mama?" fragt das Monster, " wen hast du eigentlich lieber, den Papa oder den Domador?"
"Den Domador" antwortet Frau Stella wahrheitsgemäß, "mit dem Papa habe ich mich doch immer gestritten"
"Mama, aber ich will keine vier Eltern haben!"
"Keine Sorge, mein liebes Monster, du wirst immer nur zwei Eltern haben, den Papa und mich."
" Und wenn der Papa heiratet ?!"
Das Monster schaut prüfend zu Frau Stella und fährt fort,
"...dann kriegen sie wahrscheinlich noch Kinder und ich mag keine Geschwister, die nerven nur, so wie Rikas Bruder. Papa schreibt schon die Einladungen"

" Du, Mama..." sagt das Monster,"warum haben eigentlich nur Frauen solche Stopper an den Schuhen und Männer nie?"

Frau Stella und das Monster machen Hausaufgaben.
Zu lösen sind Rechenaufgaben, deren Ergebnisse später ein Lösungswort ergeben.
"Was ergibt neun plus vier?" liest Frau Stella vor.
Das Monster überlegt einen Moment, dann fragt es Frau Stella:" Und was ist acht plus fünf?"
"Dreizehn" antwortet Frau Stella.
"Reingelegt!" ruft das Monster grinsend und biegt sich vor Lachen.

"Mama, ich bin ein bisschen traurig" sagt das Monster von einer langen Tour mit einer Klassenkameradin zurückgekehrt.
"Warum denn?"
"Weiß nicht", sagts und setzt sich quer in die Hängematte. Frau Stella setzt sich daneben.
"Wie war denn dein Tag, mein liebes Monster?"
"Och, ganz OK, aber ich habe keinen Spass mehr!"
"Keinen Spass mehr, wie meinst du das?"
"Mir macht einfach nichts mehr Spass!"
Das Monster kuschelt in Frau Stellas Armkuhle und wippt mit den Beinen.
"Was denkst du würde dir helfen wieder Spass zu haben?"
"Vielleicht, wenn wir was spielen, ein Tischspiel zum Beispiel" sagt das Monster nach einer Weile denkender Stille.
"Na gut, versuchen wir es, aber nur ein Spiel. Es ist schon spät..."

Frau Stella und das Monster spielen eine Partie "Das verrückte Labyrinth".
Als sie fertig sind fragt Frau Stella das Monster:" Und hat dir das Spielen Spass gemacht?"
"Ja, aber nur ein Sechstel!"

Stille

"Du Mama, warum ist denn nie alles richtig?"

"Tja, so ist das Leben nunmal, mein liebes Monster, es gibt einfach niemals alles, was man sich wünscht zur gleichen Zeit...." doziert Frau Stella mütterliche Weisheit.

Ganz tief in ihr aber stolpert ein "...ach, warum nur..." orientierungslos über diese leichtfertig dahingesagte Weisheit, fällt und zerreißt ihr schier das Herz.

"Ich mache heute Gnoccis" sagt Frau Stella zum Monster.
Mit einem langezogenen "uuuääää" verzieht das Monster das Gesicht.
"Wie? Ich dachte, du magst Gnoccis besonders gerne.", entgegnet Frau Stella erstaunt.
"Tja Mama, Zeiten ändern sich!"

"Mama, ich frage dich jetzt etwas, aber du musst mir versprechen, etwas zu antworten. Es kann auch falsch sein." sagte das Monster zu Frau Stella auf dem Heimweg.
"Nun ja, ich werde mir Mühe geben" antwortete Frau Stella leicht nervös, denn solche Ansagen kennt sie schon.
"Ok, also... wieso gibt es eigentlich den Tod. Und wie wäre es, wenn wir unsterblich wären, dass würde mich interessieren."
"Ui...(Frau Stella schwitzte unvermittelt )...das ist eine gute Frage!" antwortete sie eine von diesen blöden Floskeln, die Eltern benutzen, wenn sie selber nicht genau wissen, was oder wie sie es sagen sollen.
"Nun ja, um ehrlich zu sein, ich weiß es auch nicht, wieso es den Tod gibt. Ich weiß nur, dass es den Tod gibt und dass wir nicht unsterblich sind..."
Mit diesen Worten betraten beide die Wohnung.
Das Monster sah seine geliebten Wrestling Chipz und das Thema entfleuchte ins All...

" Ich wünschte, der Staub wäre etwas elegantes..." sagte das Monster," dann wären wir reich!"