Das ist das, was von der Weihnachtsfeier der 2.Klasse übrig blieb:



Frau Stella wird dem Monster in der letzten Schulwoche vor den Weihnachtsferien wohl keine Pausenbrote mehr schmieren müssen. Vermutlich kämen diese nämlich eh unberührt wieder mit nach Hause bei so einem verlockendem Süßkram zur Pause.

"Ich wünsche mir, wenn ich einen Wunsch frei hätte, dass ich den Wunsch wieder zurückwünschen könnte", sagt das Monster.
"Wieso?" fragt Frau Stella.
"Du weisst doch, Mama, dass ich manchmal sehr sauer auf dich bin und dann wünsche ich mir manchmal, dass du weg bist und dann kann ich dich wieder zurückwünschen."

Monster in der Vorweihnachtszeit sind mit Vorsicht zu geniessen.
Monster in der Vorweihnachtszeit werden seltsam unruhig und fahrig. Es kommt einem fast so vor, als hätte sie ein merkwürdiges Fieber befallen, dass das Monsterhirn mit Zwangsgedanken überfällt und quält.
Zuweilen sprechen Monster dann verzweifelt darüber, dass sie immer und immer wieder nur an das eine denken könnten, auch wenn sie lieber an irgendetwas anderes denken würden, aber es ginge einfach nicht.
Monster erleiden Qualen.
In ihrer Hilflosigkeit versuchen sie sich dann mit Ausstreichkalendern dahingegen zu beruhigen, dass diese Qualen an einem bald kommenden Tag ein Ende haben werden.
Und trotzdem streifen sie ruhelos durch die Wohnung, untersuchen jede Ecke, schauen in jeden Winkel auf der Suche nach Anhaltspunkten, nach den erlösenden Hnweisen, die ihre Ungewissheit endlich beendet.

Ja, die Vorweihnachtszeit ist eine schlimme Zeit für Monster.

Noch schlimmer dann der Brauch, gemacht für Menschenkinder, in den letzten Tagen vor dem großen Tag täglich kleine Überraschungen zu bekommen.
Monster werden bei dieser Sitte nahezu verrückt. Sie sind wie von Sinnen, besonders, wenn ihnen die Geschenke so direkt vor die Augen aber für Monsterhände unerreichbar hoch gehängt werden.

Mit Weihnachten dann kommt für Monster endlich der ersehnte materielle Rausch und das Spielgelage.
Und später dann, viel, viel später: der komaartige Schlaf.

Aber Erlösung?

Nach Weihnachten ist Vorweihnachten.

" Manchmal ist es ganz wichtig, sich morgens nicht die Zähne zu putzen, Mama,... " sagt das Monster, " manchmal braucht man nämlich einen Stinklaser!"

Das arme Monsterchen hat Kopfschmerzen und Fieber!

sana sana
collito de rana
si no sanara hoy
sanara mañana

*schnüff

Man muss ja vorbereitet sein:

Das Monster hat eben mit großem Erstaunen festgestellt, dass sein Ohr schon größer ist, als das Ohr von Frau Stella.
Ist es nicht so, dass Ohren und Nasen noch bis ins hohe Alter weiterwachsen können?

"Was willst du eigentlich mit den tausenden von Kronkorken machen?" fragt Frau Stella das Monster.
Das Monster zuckt mit den Schultern: "Sammeln!"
"Wollen wir nicht mit den Kronkorken basteln. Ein Kettenhemd zum Beispiel, einen Gürtel oder Schmuck?" versucht Frau Stella das Monster mit in ihre Bastellust hineinzuziehen,
"Hmmm, Jooooaaa" antwortet das Monster leicht zögerlich.
"Auja, ich hole schon mal den Schraubstock, einen Hammer und Zangen..." sagt Frau Stella und ist schon verschwunden.
Zurückgekehrt schnappt sich Frau Stella einen der tausend Bionade Deckel, weil die so ein schönes neutrales Bild haben und biegt Denselben mit der Zange flach.

Das Monster erstarrt.
Den Blicke fest auf den Bionade Deckel gerichtet. Dann verzerrt sich des Monsters Gesicht, als hätte Frau Stella ihm persönlich mit der Zange das Herz herausgerissen. Bei lebendigem Leibe.
Ein Schrei und Tränen schiessen wasserfallartig heraus.
"Der arme Kronkorken..." jammert es.

Frau Stella lässt vor Schreck die Zange fallen und versucht mit einer inneren Vollbremsung alles wieder ins Lot zu bringen, was ihr natürlich nicht gelingt.
Das Monster ist am Boden zerstört.
"Ich liebe sie alle, meine Kronkorken!" sagt es und vergräbt sein Gesicht in Kissen.

"Ich fasse deine Kronkorken nie wieder an, Ok?" versucht sich Frau Stella nach einer Schweigeminute zu entschuldigen.

Da rappelt sich das Monster hoch, ganz, ganz langsam, schnäuzt sich seine Nase am Ärmel und nimmt Haltung ein:
"Ich werde Plattgedrückte für dich sammeln, OK?"

Da hat das Monster einer Hortbetreuerin die Schamesröte ins Gesicht schiessen lassen, als es im Bus laut und unüberhörbar mit den Worten "Wir wollten doch noch eine Kneipentour machen!" das versprochene Abklappern verschiedener Läden zum Sammeln von Kronkorken einforderte.

Das Monster war ein echter Held und nahm diesen Angriff nicht persönlich tapfer hin.
Merke: Man sollte nie ohne geschlossenes Moskitonetz zelten!