Gestern wurde die Tagesdosis Antidepressiva noch einmal erhöht.
Nebenwirkung: Frau Stella schlief wie ein Murmeltier.

Langsam beschleicht Frau Stella das Gefühl, der leichteste Fall dieser Klinik zu sein, so viele Gespenster mit schmerzverzerrtem, kalkweißem Gesicht hat sie hier schon gesehen.
Das lehrt Demut.

Heute ist Frau Stella wieder mit leichten Kopfschmerzen erwacht, die sie aber Dank progressiver Muskelrelaxation nach Jakobsen wieder in den Griff kriegen konnte. Tolle Sache das. Bei Frau Stella scheint es zu funktionieren.

Zusätzlich gab es noch eine wunderbare Rückenmassage bei einem jungen Pysiotherapeut, der ein wenig Schwierigkeiten damit hatte, keinen älteren Herrn sondern eine junge Dame (Frau Stella fühlte sich sehr geschmeichelt) vor sich zu haben.

Eigentlich fehlt hier nur noch ein Schwimmbad mit Sauna und Wirlpool.

Wie es der lieben Frau Gutemine wohl so geht?

Frau Stella ist heute ja sowas von derartig entspannt, sage ich ihnen.
Das war sogar zu sehen. Beim Biofeedback. Dafür wurde ihr Kopf, genauer ihre Kiefermuskulatur und ihr Ringfinger verkabelt, um die Körperaktivität zu messen.
Schon im Normalzustand war ihre Spannung nicht sehr hoch, schloss sie aber ihre Augen fiel die Kurve am Computer schnell ab, so zwischen 2 und 3, was ihnen aber sicherlich nicht viel sagen wird.
Das nächste mal wird ihre Nackenmuskulatur verkabelt.
Mal sehn, ob Frau Stella dann immer noch so rumprahlen kann.

Bei Migränikern bauen sich die Reize im Hirn in hohem Masse immer weiter auf bis zu einer Schwelle, ab der das Gehirn nicht mehr weiter kann und eine Art Notschalter mit den Buchstaben RESET drückt. Alles wird dann heruntergefahren, um danach wieder von vorne anzufangen.

Interessant ist der Gedanke, das Frau Stella sich meist besonders gut, gebraucht und mitten im Leben fühlt, wenn ihr Hirn auf Hochtouren läuft. Dieser Zustand bringt ihr oft Glück, auch wenn danach ein jäher Absturz folgt.
Folglich wird es eine Frage nach der Balance sein, ein solches Glück ohne Abstürze haben zu können.


Aber morgen, da kriegt Frau Stella ein anderes Glück zu Besuch .....

Danke liebe Frau Gutemine für die lieben Karten!!!!
Ich drücke ihnen ganz fest die Daumen für eine Haushaltshilfe und eine unkomplizierte schnelle Geburt.
Ich denke an sie... und freue mich schon ganz riesig auf das, was kommen wird.

Der Alltag hier bringt wirklich erstaunliche, neue Wahrnehmungen. Nicht unbedingt angenehme, aber wichtige.
Frau Stella hat hier schon viel über die Wirkmechanismen der Migräne erfahren. Unter anderem hörte sie, dass es vor Beginn einer Migräneattacke häufig zu einer Erhöhung der Aktivität und einer überschwenglichen, guten Laune kommen kann. Tja und gestern flackste Frau Stella noch, während sie plappernd auf den Beginn der Gruppe "Sinn und Gefühl" warteten, dass sie ja so überdreht sei, dass bestimmt bald eine Attacke käme. Und dann kam sie tatsächlich. Eine kleine zum Glück.
Wieder was gelernt.
Und als sie so mit schmerzender linker Kopfhälfe in ihrem Bett lag, fiel Frau Stella nichts besseres ein als unbedingt telefonieren zu müssen und ihr wurde diese Absurdität erst dann bewußt, als ihre Zimmernachbarin zu ihr sagte, dass sie auch immer für andere da ist, auch dann wenn sie eigentlich gar nicht mehr könnte.
Wieder etwas gelernt.

Und noch etwas. Im Verhältnis zu den Schicksalen, denen Frau Stella hier begegnet, geht es ihr richtig gut.
Sogar richtig, richtig gut.

Sonne genießen durch dumpfe Schmerz-und Geräuschnebelschleier hindurch ist eine hohe Kunst.

Heute wird das Mittel zur Probe ganz abgesetzt.

Nun fiept es in Frau Stellas Kopf, wie ein auf Standby gestellter Fernseher.
Kommt das von...
...der erhöhten Tagesdosis Antidepressiva?
...von einer kleinen Erkältung?
oder
...Klinikhypchondrie?

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