Freitag, 30. Juli 2010
persönliche Reliquie 6









Der Rost, die Liebe und das Glück

„ Mach mal die Augen zu und halte die Hände auf...“
Ich schliesse die Augen und strecke meine beiden Hände, mit den Handinnenflächen nach oben, vor.
Feuchtwarme Händchen, nein, Händchen sind es inzwischen nicht mehr, aber das Ritual ist das gleiche geblieben seit Jahren, feuchtwarme Hände schieben etwas kleines, kaltes auf meinen Handteller.
„Augen auf“
Auf meinen Händen liegt ein Ding, ein kleines verrostetes Ding.
„ Hab ich für dich gefunden, Mama, du liebst doch Rost...“
Ich lächle und lasse die Schönheit der Liebe, die dieser Moment mir zeigt, an mir herunterlaufen, wie süßen Honig.

Dieses Herz ist mein Dank für all diese keinen Momente, die ich niemals vergessen werde und niemals werde missen mögen, auch wenn ich schon eine alte Tattergreisin bin.

Frau Stella


Mehr hier!

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Sonntag, 10. Mai 2009
persönliche Reliquie 5
Auch diese Reliquie ist noch ohne Text...
Die Erklärung stammt von mir:

persönliche Reliquie 5

2009 gab es das erste gemeinsame Silvester in der gemeinsamen Wohnung der frisch gebackenen Familie und die Reste aus Bleigießen und Sekt und Feierlichkeiten sollen ein Zeichen sein und ein guter Stern für das Glück der kommenden Zeit.





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persönliche Reliquie 4
Frau Stella hält es nicht mehr aus diese Reliquie in ihrer Schublade zu lagern. Die soll jetzt endlich raus, obwohl der Text dazu noch fehlt und erst einmal einen vorübergehenden von Frau Stella erhält.
Also:

persönliche Reliquie 4:

Diese Reliquie ist für eine Frau gemacht worden, deren große Leidenschaft das Theater ist und die soweit es ihr Geldbeutel ermöglicht kaum einen Abend nicht im Theater verbringt.
Die Gegenstände, die hier zur Reliquie wurden, stammen aus dem Stück: Nostalgie 2175, aber es hätte auch etwas anderes sein können, wenn es nur nach Theater gerochen hätte.

Der richtige Text für die Reliquie folgt noch....










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Samstag, 20. September 2008
Das Projekt: Die persönliche Reliquie
Schon lange schwelt der Gedanke in Frau Stella.

Sie möchte gerne Reliquien machen.

Nicht eine tu-als-ob-Reliquie, wie sie sie vor einiger Zeit als Bastelanleitung in ihr Blog gestellt hat. Nein, sie möchte echte Reliquien machen, mit echten Dingen, die eine echte Bedeutung haben. Vielleicht nur eine Bedeutung für einen einzigen Menschen, aber eine Bedeutung, die es zu würdigen gilt mit aller Hingabe.
Frau Stella möchte sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten, der Bedeutung dieses Dinges nähern, ihm (in Zusammenarbeit mit dem Besitzer des Gegenstandes) eine würdige, sichtbare Form geben.

Und nun zu ihnen,
liebe Blogleser und Blogleserinnen:

ich rufe sie hiermit auf Frau Stella Fotos von Dingen zu schicken, die ihnen am Herzen liegen und für die sie gerne einen huldvollen Rahmen hätten. Eine Beschreibung, was ihnen daran wichtig ist, wäre natürlich sinnvoll.
Frau Stella wird danach entscheiden mit welchen der Dinge sie sich gerne beschäftigen möchte, wird sich bei dem/den entsprechenden Menschen melden und in Absprache mit dem Besitzer des Dinges eine persönliche Reliquie erschaffen.
Später würde sie diese Reliquien mit einem Text des Besitzers gerne ins Blog stellen und hofft, dass im Laufe der Zeit daraus eine kleine Sammlung entstehen wird.
Die fertige persönliche Reliquie kommt selbstverständlich zum Besitzer zurück.

Zusendungen bitte unter:
fraustellaskleinerkosmos@web.de


Weiter zu den Reliquien:
Reliquie 1
Reliquie 2
Reliquie 3
Reliquie 4
Reliquie 5
Reliquie 6
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Montag, 18. August 2008
Die persönliche Reliquie 3:








Michels Gebetbuch

schon als ich die treppe hochkam fiel mir die Mesusa ins auge,
die tür von michel, gegenüber meiner zukünftigen. das war mir in diesem moment klar.
warum weiß ich bis heute nicht, ich hatte die wohnung noch nicht angeschaut, doch wollte ich hier wohnen....
kismet, wie wir beide später in unsere bärte kicherten. seiner war so kratzig, daß ich nach dem begrüssungs-oder abschiedsküssen feuerote flecken im gesicht hatte.
innerhalb kürzester zeit waren wir freunde, waren wir intime freunde, gesucht und gefunden – alles was vergangenheit, politik, menschlichkeit und religion betraf verband uns. er, als einer der im lager drancy geborenen wurde; niemals kind nur auf der flucht und am verstecken gewesen; er voller angst, hier, auf der strasse zu fallen und einsam zu sterben.
seine räume quollen über von spielzeug und anderen kleinigkeiten, die er auch immer fleissig an fremde kinder verschenkte; allein sich spielzeug und hübschen tinnef kaufen zu können, war wohl ein nachholbedürfnis. ich lernte wieder koscher zu kochen; mein gatte wurde sein schabbesgoij –
das waren die, die am samstag alle handlungen erledigten, die fromme juden nicht ausführen durften. das höchste lob, ich koche wie seine oma, gab mir das gefühl IHM eines des zuhausefühlens zu schenken.
er stand ständig vor gericht; er mischte sich in jegliche auseinandersetzung in der öffentlichkeit ein. er verabscheute jede form von latenten oder offenen rassismus: auch die, der juden fähig sind. er bekam oft "eins aufs maul" wie er das nannte. seine 1,60m sein gehstock, sein nicht zu übersehender judenstern am hals und seine enorme klappe liessen ihn wie einen giftzwerg erscheinen; aber er hatte nie verbitterung im herz, nur weiches und das wissen, was menschen anderen menschen antun, sollten wir nicht aufpassen.
er brachte mir mein familientabu – die religion – wieder nahe, allein weil er sie so herrlich unkonventionell und frei, doch tiefgläubig lebte.
als journalist wusste er mit worten zu duellieren und zu bezaubern; er war begehrt von den frauen und hatte bis zuletzt eine geliebte. durch ihn lernte ich menschen in aller welt kennen, mit denen ich – die ihnen die todesnachricht übermitteln musste – die aufregendsten und wertvollsten telefonate meines lebens führte. und die traurigsten.
ich hörte seinen atemzug, seinen letzten. malträtierte seinen körper, weil ich es zwar wusste, aber nicht zulassen wollte. es gab keine chance, das erfuhr ich später, sein herz war völlig zerstört.
aber mein versprechen an ihn: da zu sein im augenblick des todes, ein kaddish zu sprechen, für eine jüdische beerdigung zu sorgen, seinen nachlass nicht dem müll anheim fallen zu lassen; kurz: für alles zu sorgen, damit er nicht wortlos verschwindet; das habe ich halten können.
er bekam eine prominentenüberhäufte schöne beerdigung, erhielt nachrufe auch überregional, sein letztes buch wurde wiederaufgelegt, sein nachlass wurde fein aufgeteilt. das haben seine beste freundin und ich alles organisiert.
darauf bin ich etwas stolz.
noch mehr darauf, ihm begegnet zu sein.
so lang ich leben werde, ist er nicht vergessen....
mein freund, michel.

lac

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Sonntag, 16. Dezember 2007
Die persönliche Reliquie 2: Drei Nüsse für...






Drei Nüsse

Als Kind habe ich mich immer im falschen Körper gefühlt. Oft auch in der
falschen Familie, im falschen Land, in der falschen Zeit. Habe mir gewünscht
sie hätten mich vertauscht, adoptiert oder einfach auf der Strasse gefunden.
Es lag nicht an meiner Familie, es lag immer an mir. Es war immer dieses
falsche Gefühl.

Ich war nie Außenseiter oder so etwas. Auch wenn ich in der Grundschule beim
Klassenfoto immer hinten, in die letzte Reihe an die Seite musste, gleich
neben die Lehrerin, der Größe wegen. Beim Manschaftswählen im Sport war ich
immer die, die übrig blieb, an der Seite stand und zusah, wie die anderen
sich darüber stritten, wer mich nun bekommt. Ich wurde gemocht, ich war nur
einfach nie klein und süß, hatte keine besondere Begabung, war einfach nur
da und habe nie bei irgendeinem Menschen einen Beschützerinstinkt geweckt.
Ein Kumpel, die immer Lustige, die Verletzungen für eigene Fehler hielt und
alles mit einem netten Lächeln oder einem lustig Spruch runterspielte. Die
berühmten schweren Knochen, eine Nase, die man als Kind nur hassen konnte,
alberne selbst genähte Latzhosen meiner Mutter, all das war immer falsch.
War nicht ich.

Vieles hat sich geändert, manches nicht. Wenn das Gefühl zu stark wird
träume ich mich einfach weg. Das kann ich gut. Dann laufe ich barfuss durch
den Wald, spreche mit Bäumen, spüre die Sonnenstrahlen auf meinem Gesicht
und lege mich ins feuchte Moos.

Meine Nüsse sind kein Traum. Sie sind da, schon 20 Jahre. Immer bei mir und
immer zum Werfen bereit.

Ich weiß, dass es keine Nüsse sind und ich weiß auch, dass ich nicht
Aschenbrödel bin. Aber es ist ein schönes Gefühl das sie da sind. Sie geben
mir Kraft. Sie helfen mir dabei die Richtung zu wechseln, die Fehler nicht
immer bei mir zu suchen und lassen mich ohne Wunden an den Füßen auf der
Schneide spazieren.

Wenn ich jetzt mein Reliquien-Kästchen öffne, die Augen schließe und tief
einatme rieche ich das Moos.
Danke!

Die Besitzerin der Reliquie möchte anonym bleiben.

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Freitag, 2. November 2007
Projekt: persönliche Reliquien
Schon lange schwelt der Gedanke in Frau Stella.

Sie möchte gerne Reliquien machen.

Nicht eine tu-als-ob-Reliquie, wie sie sie vor einiger Zeit als Bastelanleitung in ihr Blog gestellt hat. Nein, sie möchte echte Reliquien machen, mit echten Dingen, die eine echte Bedeutung haben. Vielleicht nur eine Bedeutung für einen einzigen Menschen, aber eine Bedeutung, die es zu würdigen gilt mit aller Hingabe.
Frau Stella möchte sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten, der Bedeutung dieses Dinges nähern, ihm (in Zusammenarbeit mit dem Besitzer des Gegenstandes) eine würdige, sichtbare Form geben.

Und nun zu ihnen,
liebe Blogleser und Blogleserinnen:

ich rufe sie hiermit auf Frau Stella Fotos von Dingen zu schicken, die ihnen am Herzen liegen und für die sie gerne einen huldvollen Rahmen hätten. Eine Beschreibung, was ihnen daran wichtig ist, wäre natürlich sinnvoll.
Frau Stella wird danach entscheiden mit welchen der Dinge sie sich gerne beschäftigen möchte, wird sich bei dem/den entsprechenden Menschen melden und in Absprache mit dem Besitzer des Dinges eine persönliche Reliquie erschaffen.
Später würde sie diese Reliquien mit einem Text des Besitzers gerne ins Blog stellen und hofft, dass im Laufe der Zeit daraus eine kleine Sammlung entstehen wird.
Die fertige persönliche Reliquie kommt selbstverständlich zum Besitzer zurück.

Zusendungen bitte unter:
fraustellaskleinerkosmos@web.de

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... und hier ist die erste Reliquie:

RAUPI



Raupis Skelett, dass es im Prozess der Wandlung von einer Raupe in eine Puppe ausgespuckt hat, hat mich tief beeindruckt.
Wie ist es möglich, das jemand seinen eigenen Kopf und das Rückrad aus sich heraus wirft, ohne daran zu sterben?
Was für Qualen muss die Raupe durchlebt haben?
Wie wird aus dem Rest neues, anderes, sichtbares Leben?
Es ist ein leibhaftiges Wunder, das ich beoabachten durfte und immer noch darf, denn Raupi überwintert jetzt und wird hoffentlich im Frühjahr ein Nachtfalter.

Raupi ist für mich ein Sinnbild für die Mühsal und die Schönheit in der Wandlung, im Prozess.
Leben eben.

Frau Stella

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