Montag, 12. Februar 2007
Schlösser
Frau Stella saß an ihrem Computer, um noch schnell eine Mail wegzuschicken, während ihr Monster im Zimmer um sie herum tobte. Es wartete lautstark darauf, dass Frau Stella endlich fertig werde, wollten sie doch zusammen ein paar Experimente machen. Um sich zu beschäftigen hantierte es an den Schränken herum.
Hierzu muss man bemerken: Frau Stella hat viele Schränke in ihrer nicht allzu grossen Wohnung. Acht sind es an der Zahl. Die meisten davon sind alte Schränke. Schöne alte, vielleicht für manchen Geschmack etwas verrottete Schränke mit meist ebenso alten Schlüsseln.
Genau diese Schlüssel liebt das Monster. Sie sind geradezu ideal, um Schätze in Truhen oder Gefangene in feuchte Verliese zu sperren und besonders gut, um Frau Stella zu ärgern, in dem man sie gut versteckt, am besten so gut, dass man sich später selber nicht mehr daran erinnern kann, wo man sie denn nun versteckt hat und Frau Stella dann ohne frische Unterwäsche aus dem Haus gehen muss. Nun ja, ich schweife ab...
Das Monster hantierte nun so an den Schränken, um sich darin zu verstecken, wie es nachher erklärte und Frau Stella versuchte sich in dem Getöse zu konzentrieren, um endlich diese dumme Mail heraus zu hauen. Dann wurde es merkwürdig still.
"Brauchst du noch die Sachen in diesem Schrank?"
fragte das Monster." "Ab und zu muss ich da mal ran." antwortete Frau Stella noch wahrheitsgetreu, als das Monster ihr den Rest eines Schlüssels unter die Nase hielt. "Das wollte ich nicht" sagte das Monster.
Nun war guter Rat teuer. Der Bart des Schlüssels war einfach abgebrochen und lag jetzt irgendwo im Gedärm des Schlosses.
Frau Stella und ihr Monster versuchten nun alles mögliche, um die Tür wieder öffnen zu können. Sie bogen aus Draht Dietriche, die aber nicht funktionierten, da man nur mit einem Rohr in das Innere des Schlosses gelangen konnte.
Dann hatte Frau Stella die Idee, all die anderen alten Schlüssel mit Rohr auszuprobieren.
Einer passte sogar, konnte das Schloss zwar nicht entriegeln, ging dafür aber auch erstmal nicht wieder heraus, was dann wiederum bedeutet hätte, dass Frau Stella wirklich nicht mehr an ihre Unterwäsche herangekommen wäre. Nach einigen Stossgebeten aber, liess sich der Schlüssel dann doch erweichen wieder herauszuschlüpfen.
Die Tür des Schrankes war aber immer noch zu.
Dann rückte das Monster mit schwerem Geschütz an. Mit einem Hammer versuchte es die Tür aufzuhebeln. Frau Stella bekam Schreikrämpfe, vor Angst ihr Jugendstilschrank würde durch grobe Monsterhände ruiniert werden. Doch auch ihr blieb nichts anderes übrig, als dem Schrank mit roher Gewalt zu Leibe zu rücken und den Riegel aus seiner Verankerung zu hebeln.
Nur ein kleines Stück Holz splitterte ab, als die Tür aufsprang. Zum GLück.
Frau Stella gelang es nicht das kaputte Schloss, das sie abgeschraubt hatte, in den Mülleimer zu werfen, da es ihr ihr Monster sofort aus den Händen riss, um Experimente damit zu machen, auf die es ja nun schon so lange warten musste.
Und in Frau Stella Zimmer?
Da wartet ab heute ein Schrank auf ein neues Schloss.
Wie lange er wohl warten muss?

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