Montag, 2. April 2007
Variationen bitte
Da sitzt er am U-Bahn Eingang, sein Akkordeon vor dem Bauch. Ein ganz junger Typ noch, Anfang zwanzig vielleicht. Da sitzt er und spielt ein Lied. Morgens, wenn Frau Stella das Monster in den Kindergarten bringt und wenn sie wieder zurückkommt, um zur Arbeit zu fahren, auch dann, wenn sie nach getaner Arbeit ihr Monster abholt und beide langsam gen Wohnung laufen.
Er sitzt da und spielt ein Lied, wohlgemerkt EIN Lied.
Ein junger Mann, ohne Anzeichen von Gebrechen, in seiner ganzen Jugend und Kraft, vergeudet sein Leben damit, mit einem einzigen, nichtendenwollenden Lied, die Nerven seiner Mitmenschen zu malträtieren.
Wieso ist es diesem Menschen nicht ein Bedürfnis, (wenn er schon den ganzen Tag schifferklavieren muss), sich mit seinem Akordeon zu beschäftigen, herauszufinden, ob da nicht noch mehr Töne, Harmonien und Lieder in dem Gerät stecken?
Einfach nur herumklimpern oder kleine, aber feine Variationen des Liedes entwickeln, das wäre doch tausendmal besser, als das.
Aber er, er spielt stur immer dasselbe Lied und das immer falsch...
Wie kann man nur so dahinvegetieren?
Wie kann man sein Leben nur so vergeuden?
Frau Stella stellen sich die Nackenhaare hoch, wenn sie nur daran denkt.

Aber vielleicht ist er auch nur taub, dass würde zumindest Einiges erkären.

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Oh, an meiner früheren U-Bahn-Station erklang den ganzen Tag "Besame mucho". Bringt wahrscheinlich das meiste Geld, da wagt man es nicht "Hells Bells" dazwischenzuschieben.

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Nee, der kriegt kein Geld von den Leuten, die drehen sich nur alle weg, weil sie es nicht mehr hören können.
Vor ein paar Monaten stand da noch ein anderer, älterer Akkordeonspieler, der konnte spielen und hat auch Geld dafür gekriegt.

Es macht mich schier wahnsinnig, dass der junge Mann nicht merkt, dass er mit seiner Aktion völlig auf dem Holzweg ist, dass es weder ihm noch seiner Umwelt gut tut, was er da macht....

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Vielleicht sollten wir ihm eine Flöte schenken?

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