... und plötzlich musste alles schnell gehen.
Schnell noch einen Kuss, bevor die Zugtür mit ihrem eindrücklichen "piep piep piep" Frau Stella und den wunderbaren Mann wieder für einige Zeit voneinander trennen würde. Die Zugtür schloss sich und Frau Stella drückte ihre Nase dicht an die Scheibe, um noch ein paar Luftküsse an den schönen Mann zu schicken.
Ach, wie er so dastand, den einen Riemen der roten Reisetasche lässig über seine Schulter geworfen.
Der wunderbare Mann entschwand langsam aus Frau Stellas Sichtfeld. Sie ging ins Abteil ihren Sitzplatz suchen, fand ihn schnell, beugte sich nach unten, um ihre rote Reisetasche auf die Ablag....?
"Die rote Reisetasche hängt beim wunderbaren Mann an der Schulter!!!! Da hängt sie gut."

Tja, da muss der wunderbare Mann dann wohl ganz schnell nach Hamburg kommen.

....denn bald wird von ihrem wilden Hinterhofgärtchen nicht mehr viel übrig bleiben. Die Hausverwaltung will die Fassade dämmen. Und leider ist Frau Stella der Garten nur zur Nutzung überlassen worden. Rechte darauf hat sie nicht.

Einen Vorgeschmack, wie die Bauarbeiter mit den Pflanzen umzugehen gedenken, hat sie heute schon einmal zu spüren bekommen.



Und nun weint Frau Stella.
Weint, um dieses wildwuchernde Ungetüm namens Kiwi, das mit seinen langen Tentakeln, schon leicht bedrohlich, den ganzen Garten überspannt hat. Vermutlich muss das Getüm abgeschnitten oder noch schlimmer herausgerissen werden, da es direkt an der Hauswand wächst.
Weint, um den Holunderstrauch, der immer so unbeholfen gackelte, neben der Kiwipflanze, aber trotzdem blühte und ein paar Beeren machte.
Sie weint, um all die Pflanzen, die von den Bauarbeitern niedergetrampelt werden oder auf die achtlos Baumaterialien fallen werden.

Jetzt, in diesem Moment, hätte Frau Stella Lust auszuziehen.
Denn nachdem Ihr Häuserblock ein Styrokondom bekommen hat, wird es hier ein anderes Wohnen sein.

Manchmal kann der Körper das Maß an Glück nicht mehr fassen und es schwappt über.
Hinaus aus den Augen, hinein in die Welt
Kleine glitzernde Diamanttränen, die die Welt ein wenig schöner machen.