Montag, 13. August 2007
fünfundzwanzig Kilo
Frau Stella müsste es doch nun langsam wissen, dass sie, wenn sie in die alte Heimat fährt, nur halbes Gepäck mitnehmen darf. Sie vergisst es immer wieder und so schleppte sie sich mit einem riesigen Koffer und ihrem Monster durch Bahnhofshallen und U-Bahnschächte wieder nach Hause.

Im Gepäck mindestens ein Pfund gerührter Tränen, die Frau Stella vergoss, als ihr Sohn am Ende einer OpenAirOperette (Blaubart von Jaques Offenbach)auf die Bühne stieg und aus eigenem Antrieb und voller Begeisterung heraus einer Sängerin einen winzigen, selbstgepflückten Blumenstrauß übergab. Zusammengefaltet das Spiel von Licht und Wolken auf den Wiesen und das Geräusch des Windes auf der Haut, während man sich über zarte Erbsenschoten beugt.
Und Mirabellen kiloweise Mirabellengeschmack. Eine Sternschnuppe und einen unendlich leuchtenen Nachthimmel. Regen am Faden und Blicke auf das nasse Grün. Ein dickes Stück Heimatwurst und Blutwurst für das Monster. Zwei Kilo Steine aus der Sammlung von Frau Mama, für das Monster, weil es so schön abstauben kann.Natürlich alle Artefakte, die das Monster in der Werkstatt des Opas hergestellt hat und noch viel, viel mehr...

Nun wieder zu Hause ist der Koffer leer.
Das macht Frau Stella immer so, wenn sie nach Hause kommt: sofort alles ausräumen, in die Wäsche schmeißen und einsortieren.
Aber Frau Stella ist voll bis in die kleinste Ritze mit guten Gedanken an eine schöne Zeit.
Der Koffer wog 25 Kilo.

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