Freitag, 23. März 2007
Tiefenschärfe
Manchmal läßt das Leben den Blick nicht frei für die wundersamen Dinge im Leben, da hamstert man sich ab, läuft von Termin zu Termin und hakt ab, was erledigt ist, da dient das Dasein zur Befriedigung der Notwendigkeiten. Aber was sage ich, dass kennt ja sicher jeder.
Doch dann mitten im Einerlei der geschäftigen Tristesse, blitzen sie dann manchmal auf, diese Gedanken, die einem für Sekunden auf eine andere Ebene katapultieren und dadurch den Blickwinkel auf die Welt ändern.

So wie mir heute in der Bahn auf dem Weg zur Arbeit mit einem Schlag klar wurde, dass überall um mich herum, Millionen von Handygespräche schwirren. Es wurde mir so klar, dass ich sie förmlich sehen und hören konnte.
Abgesehen davon, dass diese Vorstellung durchaus etwas Beunruhigendes hatte, ergriff mich auch eine grosse Ehrfurcht vor diesem Wunder der Technik, dass fast jedes Telefonat auch tatsächlich den Menschen erreicht, der erreicht werden soll und das auch über tausende Kilometer hinweg und (noch beeindruckender), dass diese Distanz überbrücktwerden kann, ohne nennenswerte Zeitverzögerung.

Das ist jetzt vielleicht nur ein banales Beispiel für das, was ich meine, sicher gibt es bessere.

Und trotzdem, solche Gedanken schaffen plötzlich eine Tiefenschärfe für Dinge, denen man im Normalfall kaum Beachtung schenkt, sie schaffen einen Raum mit anderer Zeit, mit anderer Intensität, mit anderen Schwerpunkten.
Sie sind tiefer, anders.

Solche Gedanken bringen mich dem näher, was manche Menschen vielleicht Gott nennen würden.

Und dafür bin ich zutiefst dankbar.

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