Das Monster muss ein Buch lesen und dann ein Lesetagebuch schreiben. Aber noch ist das Buch nicht gelesen. Zwanzig Minuten täglich lesen lautet die Hausaufgabe.
Nun ja nun hat das Monster auch noch schwimmen. Sechs Wochen lang drei mal die Woche. Da bleibt nicht mehr viel Zeit und in dieser Zeit muss man dann auch noch lesen.
"Ich lese nur drei Sätze" sagt das Monster trotzig.
"Du liest mindestens zwanzig Minuten" sagt Frau Stella.
" Nein!" sagt das Monster.
" Doch! " sagt Frau Stella und fängt an zu kochen.

Das Monster klappt grimmig das Buch auf.
" Erster Satz!"
Frau Stella setzt Wasser auf und fängt an Pilze zu schnippeln.
" Zweiter Satz!" ertönt es gequält circa fünf Minuten später aus dem Wohnzimmer.
Frau Stella ahnt etwas, während sie geschäftig in ihrer Sosse rührt.
" Dritter Satz!" Des Monsters Stimme wirkt fürchterlich entnervt.
Weitere fünf Minuten später vernimmt Frau Stella ein " Vierter Satz!" Ein Lächeln huscht über ihr Gesicht.
Sie hat das Monster längst durchschaut.
Nun Schnauze halten, denkt sie.
Nach einer halben Stunde ist das Essen fertig.
"Ich habe gerade einmal sieben Sätze geschafft", stöhnt das Monster theatral. Es blitzt aus seinen Augen.
"Du hast doch eine halbe Stunde Zeit gehabt, was hast du denn die ganze Zeit gemacht? " schimpft Frau Stella und freut sich schon diebisch auf die nun folgende Pointe.
Das Monster baut sich vor Frau Stella auf und grinst breit "Ha,ha reingelegt ich habe 3 Kapitel gelesen, ätsch!"
Dann wird das Monster versohlt durchgekitzelt und beide lachen sich fast tot dabei. Das hat sich das Monster verdient.

" Mama, ich habe gerade eine Idee, die verändert die Menschheitsgeschichte! "

" Mama, was ist die Mitte von fünf? ", fragt das Monster direkt nach dem Aufstehen.
" Zweikommafünf "antwortet Frau Stella.
" Falsch! " grinst das Monster in Frau Stellas verblüfftes Gesicht," ...die Antwort ist DREI! "
" Also..." spricht das Monster weiter, da es keine weitere Reaktion von Frau Stella erwartet, " vor der DREI sind die Zahlen Eins und Zwei und hinter der DREI sind die Zahlen Vier und Fünf, also ist die Drei die Mitte."
Aha.

"Sag mal, hast du neue Zahnpasta gekauft?" fragt das Monster.
"Ja !"
"Hat die auch einen Stern oben?"
"Einen Stern?" fragt Frau Stella verduzt.
"Ja, wenn sie noch zu ist, meine ich." doziert das Monster.
"Hmm..."
"Solch eine Zahncreme muss ich nämlich unbedingt immer selber öffnen und den Stern in den Stern des Deckels stecken. Das ist eine Tradition von mir."

"Aha..."denkt Frau Stella, "... das muss mein Sohn sein."

Heute hat das Monster seine erste Schlagzeugstunde gehabt. Es war sehr aufgeregt und traute sich am Anfang kaum auf die Felle zu schlagen, aber das wurde schnell besser.
Frau Stella fand es sehr spannend ihrem Monster beim konzentrierten Arbeiten zu zu schauen. Die intellektuellen Hürden zu beobachten, die es sich selber aufstellte und daran natürlich, mangels fehlender Technik, scheitern musste.
Sie fand es auch sehr spannend zu sehen, wie der Lehrer es dann Schritt für Schritt schaffte, das Monster ins tun und hören und weg vom denken zu bekommen. Ein guter, einfühlsamer Lehrer.

Dieser Unterricht wird dem Monster gut tun, da ist sich Frau Stella jetzt schon sicher.

Aber das nächste Mal sollte Frau Stella draussen vor der Tür warten.
Besser ist das.

Heute war Frau Stella mit dem Monster shoppen.
Das Monster wollte unbedingt seine Penunzen auf den Kopf hauen. Und was macht man dann so als Monster?
Man geht auf Legojagd.

Zuerst war Karstadt dran. Zum informieren, was derzeit so an Aktuellem auf dem Markt ist.
Meist ist das Monster danach erst einmal frustriert, weil alles natürlich viel zu teuer ist, aber alle Wünsche zum greifen nah. Frau Stella dient in dieser Phase als Prellbock, Wunschkanalisatorin, Diplomatin und ist zusätzlich einer geballten Ladung gehauchter Bittes ausgesetzt.
Traditionell geht es dann weiter...

Der zweite Ort auf ihrer Tour ist ein viel erfreulicherer.
Es ist ein kleiner Gebrauchtlegoladen.
Der Besitzer ist ein Kinder- und Mütterversteher und vermutlich selber noch ein Kind.
Hier gibt es alles was Frau Stellas Monster zum Glücklichsein braucht:
Alle nur erdenklichen Flugmaschinen, Unter- und Überwasserschiffe, Fahrzeuge, Stationen, Männchen und deren Ausrüstung.
Und Einzelteile, Einzelteile, Einzelteile....
Noch erfreulicher ist, dass der freundliche Besitzer, nicht nur die Preise von selber um 2-3 Euro senkt, sondern dem Monster auch noch heimlich ein paar weitere Legoteile in seinen Einkauf schmuggelt.
Wie dieser Laden überleben kann, ist Frau Stella ein Rätsel, aber er tut es.

Nun hat sich das Monster wieder neu eingedeckt und ist vorerst zufrieden.

Am Nachmittag dann saßen Frau Stella und das Monster noch draussen in einem Cafe und spielten ein Legospiel.
Frau Stella wollte nämlich ihren kleinen Alltagsschiffsbruch zumindest in der Sonne auslöffeln:
Frau Stella hat es nämlich nicht geschafft die Sireneninseln in Karstadt zu umschiffen, hat dem Monster ein Legospiel gekauft und muss nun aus einem riesigen Loch in ihrer Geldbörse bluten.

Selbst Schuld, sag ich da und Ohropax.
Das nächste Mal nur mit Ohropax, Frau Stella!

Heute gab es selbstgemachte Pfannkuchen vom Monster für Frau Stella zur Versöhnung nach einem sehr verkorksten Versuch sich gemeinsam einen schönen Nachmittag zu machen.
Die waren sehr lecker, aber leider auch sehr fettig.

Frau Stella hofft deshalb, dass es nicht mehr so oft zu Streitereien zwischen ihr und dem Monster kommt.
Pfannkuchen hängen sich nämlich direkt an die Hüfte.

Das Monster hat acht Bocciakugeln im Wohnzimmer versteckt und Frau Stella dazu verdonnert sie nun wiederzufinden. Frau Stella sucht, findet eins, zwei, drei, aber dann wird es schwierig und Frau Stella verlässt die Lust.
"Ich finde keine mehr.." nöhlt sie herum," sag mir wenigstens, ob es heiss oder kalt ist ..."
"Also, wenn du eine verantwortungsvolle Mama bist" sagt das Monster belehrend, "musst du das schon können" und lässt Frau Stella im Ungewissen.

Heute hat das Monster ein tolles, sehr differenziertes zweieinhalb Seiten langes Zeugnis bekommen. Diesmal haben sich die Lehrer, im Gegensatz zum letzen Jahr wirklich viel Mühe gegeben den Text konstruktiv zu formulieren.

So, machen Laberzeugnisse auch Sinn, denn sie helfen dem Kind sich selber einzuschätzen und aktiv an den Schwachstellen weiterzuarbeiten ohne vor den Kopf gestoßen zu werden.

Und ausserdem ist Frau Stella ziemlich stolz.

Das Monster hatte heute Nacht, als es zu Frau Stella ins Bett schlüpfte, zwei kleine, übriggebliebene Schokoladenostereier als Wegration mit gebracht und sie nur, wie es beteuerte, für den nächsten Morgen an die Seite gelegt.
Heute Morgen jedenfalls waren diese Schokoostereier überall. Besonders am Monster. Was für eine Sauerei!