Dienstag, 24. Juni 2008
Bis an die Grenzen
Seit ein paar Wochen schon hat er sich darauf vorbereitet, hat recherchiert, eingekauft, Karten studiert, Gepäck reduziert, Technik optimiert. Selten hat Frau Stella jemanden gesehen, der sich so gewissenhaft auf ein Ereignis vorbereitet hat.
Und heute dann war es soweit.
Heute dann zog er los, der Domador, mit seinem Sturzhelm mit eingebautem Scheinwerfer, Rücklicht und Rückspiegel auf dem Kopf, seiner feschen, engen Kleidung und seinem heißgeliebten Fahrrad.
Der Domador wollte heute nach Holland fahren.
267 km sagte Google Maps.

Gestern Nacht noch waren Frau Stella und er damit beschäfftigt, den ausgeklügelten Weg dahin, aus dem Netz zu fischen, auszudrucken und in handliche Fahrradfahrer gerechte Leporellos zu verwandeln.
Es wurde sehr spät, um nicht zu sagen sehr sehr spät, um nicht zu sagen viel zu spät für Einen, der am nächsten Tag 267 km abstrampeln möchte.
Tja aber so war es.

Der Tag lief gut an und Frau Stella erhielt regelmäßig fröhlichen Rapport vom Domador.
Als Frau Stella so um drei Uhr ihre Arbeit verließ, hatte der Radler schon stramme 100 km hinter sich gebracht. Das Glück strahlte aus dem Hörer.

Bis einige Kilometer später sich eine eingeplante Bundesstrasse als unpassierbar für Fahrradfahrer herausstellte. Was nun? Die Leperellos halfen nicht mehr. Die anderen Karten waren zu grob.

Aber wozu leben wir im Computerzeitalter, wenn das nicht zu lösen wäre.
Also, Frau Stellas Zuhause wurde schnell zu einer Navigationsleitstelle umbaut, Computer und eine Telefonstandleitung zum Orientierungslosen wurden eingerichtet. (Handyortung konnte in der Dringlichkeit der Lage leider nicht so schnell eingerichtet werden)
Und so lotste Frau Stella den Domador über die Weser und das platte Land bis die Kräfte des nun doch gestressten Radlers langsam aber sicher schwanden.
Ich erwähnte eben schon: der Radler fuhr über das platte Land und auf dem platten Land ist meist nicht viel los, weil so wenig Bevölkerung dort ansässig ist.
Nun ja und es wurde später und später und die Kräfte ließen nach.

Zuhause hat der Domador mehrere Schlafsäcke.

Aber auch dieses schwerwiegende Problem konnte Dank des unermüdlichen Einsatzes der Navigationsleitstelle und unter Ausnutzung aller zur Verfügung stehender Technik behoben werden.

Punkt zwanziguhrfünfunddreissig erreichte der Domador erschöpft, aber selig die wärmenden vier Wände eines kleinen Landgasthofes, konnte seinen Magen mit einen Cheeseburger mit Pommes wärmen und ein Kämmerchen wurde auch für ihn freigeräumt.

Nun wird der Domador wohl schon schlafen und die Navigationsleitstelle hat sich eine kleine Pause auch verdient.

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